Leseprobe Band 2, zum Beispiel...

 

R wie Ramlinsburg

Ramlinsburg, ein Höhenort zwischen der Vorderen Frenke und dem Ergolztal

Ein Vierteljahrhundert lebte ich mit meiner Familie in diesem kleinen Bergdorf. Ramlinsburg ist eine Höhensiedlung und zählt zum erweiterten Wohngebiet von Liestal wie Seltisberg, Lampenberg und Hersberg.

In den Frühlingsferien 1965 bezogen wir das neu erbaute Einfamilienhaus in Ramlinsburg. Es stand direkt neben dem Wasserreservoir hoch über dem Dorf. War das Reservoir leer, so hatten wir im Haus kein Wasser. Verständlicherweise brachte das viele Probleme mit sich. Doch das Reservoir konnte gar nichts dafür. Schuld waren vielmehr die Leitungen aus Tonröhren, die irgendwo zwischen Oberdorf und Ramlinsburg leck waren.

Mir hockt heute noch der Schreck im Nacken, wenn ich an jenen Sonntag im November 1965 zurückdenke, als es aus dem Wasserhahn nur noch tröpfelte. Kurz entschlossen fuhr ich mit ein paar leeren Chianti-Flaschen die Buchhalde hinunter bis zu meinen Eltern in Lausen. Der siebenjährige Lorenz war auch mit von der Partie. In Lausen füllte ich die Flaschen mit dem köstlichen Nass aus dem Wasserhahn und begab mich wieder auf den Heimweg. Doch inzwischen hatte es unerwartet zu schneien begonnen. Bis zur steilsten Stelle zuoberst am Hang ging alles gut, dann aber fing das Auto plötzlich an zu schlingern und rutschte seitwärts weg. In der Not fuhr ich rückwärts wieder die Buchhalde hinunter. Irgendwo drehte sich das Fahrzeug und machte sich davon über den Altmarkt. Beim Gassenbrunnen fing das Elend erst recht an: mein lieber Opel bockte und liess mich im Schneematsch stehen. Kurzerhand packte ich die drei gefüllten Flaschen, nahm Lorenz an die Hand und wir kamen mühsam über die Hohle Gasse heil nach Hause. Der Opel blieb bei Kurt Ehrsams Scheune zurück. Der halbe Sonntagnachmittag war eine einzige Rutschpartie gewesen, zuerst mit, dann ohne Opel. Kein Wunder: wir waren unplanmässig mit Sommerreifen bzw. Hausschuhen im Schnee unterwegs. Dank sei Dir, lieber Schutzengel, dass wir trotzdem noch leben! Lorenz erinnert sich noch heute, über fünfzig Jahre später, an das abenteuerliche Wassererlebnis.

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